Wenn der Schmerz bleibt
Chronische Nackenschmerzen

Fast jeder Dritte hat mindestens einmal im Jahr mit lästigen Nackenschmerzen zu tun. Glücklicherweise verschwinden sie in der Regel nach kurzer Zeit wieder. Manche Betroffene plagen aber ständig oder immer wieder Nackenschmerzen: Die Schmerzen sind chronisch geworden. Warum dann Schonung in der Regel keine Besserung bringt, welche Behandlungsbausteine sinnvoll sein können und welche Rolle Bewegung dabei spielt, erfahren Sie hier.
Wenn der Schmerz im Nacken sitzt
Anhand der Ursachen unterscheiden Ärzte zwischen spezifischen und unspezifischen Nackenschmerzen.
Spezifische Nackenschmerzen: Wenn Nackenbeschwerden zum Beispiel durch Nervenreizungen, Traumata (z. B. nach einem Unfall), Operationen oder bestimmte Erkrankungen entstehen, sprechen Ärzte von „spezifischen Nackenschmerzen“. Das bedeutet, es gibt eine konkrete Ursache, auf die die Beschwerden zurückgeführt werden können.
Unspezifische Nackenschmerzen: Kann der Arzt bei der Untersuchung keinen eindeutigen Grund für die Beschwerden feststellen, handelt es sich um sogenannte „unspezifische Nackenschmerzen“. Das heißt, es weist nichts auf eine ernsthafte Ursache der Schmerzen hin.
Die gute Nachricht: Nackenschmerzen sind meist harmlos. Nur in den seltensten Fällen liegt den Beschwerden eine körperliche Erkrankung zugrunde.
Akute oder chronische Nackenschmerzen?
Haben Sie seit Tagen Nackenschmerzen und fragen sich, ob Ihre Beschwerden bereits chronisch geworden sind? In Abhängigkeit davon, wie lange die Schmerzen bestehen, wird folgende Unterteilung vorgenommen:
Dauer | |
Akute Nackenschmerzen | Bis zu 4 Wochen |
Subakute Nackenschmerzen | 4 Wochen bis 3 Monate |
Chronoische Nackenschmerzen | Länger als 3 Monate |
Wie kommt es zu Nackenschmerzen?
In den meisten Fällen gehen die Beschwerden auf Verspannungen der Muskulatur zurück. Diese können sich unter anderem dann entwickeln, wenn man die Muskulatur überfordert – wenn man zum Beispiel nach längerer Trainingspause wieder anfängt, Sport zu treiben oder ungewohnte Bewegungen ausführt, etwa im Haushalt oder beim Streichen der Wohnung.
Auch körperliche Fehlhaltungen können dazu beitragen, dass sich die Muskeln schmerzhaft verspannen. Das kommt sehr häufig bei Menschen vor, die in der Arbeit den ganzen Tag vor dem PC sitzen: Die meisten stützen dabei den Arm auf dem Tisch ab und legen vielleicht sogar zusätzlich noch den Kopf auf der Handfläche ab. Dadurch entsteht ein sogenannter Rundrücken, der Verspannungen im Bereich von Brust und Nacken verursachen beziehungsweise verstärken kann.
Nicht zuletzt können psychische Faktoren den Nacken regelrecht unter Spannung setzen: Stress, Ärger, Depressionen oder Angst können so ebenfalls zur Entwicklung von Nackenschmerzen beitragen.
Chronische Nackenschmerzen: Ursachen
Verschiedene Faktoren können dazu beitragen, dass Nackenschmerzen chronisch werden. Eine wichtige Rolle spielt Bewegungsmangel: Denn viele Menschen neigen dazu, sich zu schonen, wenn Beschwerden auftreten. Sie vermeiden dann oft sogar normale Alltagsaktivitäten. Tatsächlich ist es aber so, dass Bewegungsmangel die Muskeln (auch) im Nacken schwächt und dadurch Fehlhaltungen und Verspannungen sogar verschlimmert. Auf diese Weise kann ein regelrechter Teufelskreis entstehen – eine chronische Nackenverspannung ist dann häufig die Folge. Deshalb raten Ärzte, möglichst rasch wieder die normalen Aktivitäten aufzunehmen – und am besten auch weiterhin (vorsichtig) Sport zu treiben. Um die empfohlene Bewegung zu ermöglichen, ist kurzfristig oft eine ausreichende Schmerzbehandlung nötig.
Neben allgemeinem Bewegungsmangel können zum Beispiel auch langes Sitzen bei der Büroarbeit, monotone Bewegungsabläufe und Übergewicht dazu führen, dass Nackenschmerzen chronisch werden. Außerdem spielen Dauerstress, Depressivität und Ängstlichkeit eine wichtige Rolle.
Manchmal sind akute Schmerzen auch so stark, dass der Körper sich das „merkt“ und ein Schmerzgedächtnis ausbildet. Das hat zur Folge, dass die Betroffenen Schmerzen empfinden, obwohl der Auslöser längst beseitigt ist. Aus diesem Grund empfehlen Ärzte auch in der Regel, sehr starke Schmerzen nicht einfach auszuhalten, sondern kurzfristig mit geeigneten Mitteln zu lindern.
Was tun bei Nackenschmerzen?
Die wichtigste Maßnahme bei Nackenschmerzen ist es, eine Schonhaltung zu vermeiden und die Alltagsaktivitäten möglichst frühzeitig wieder aufzunehmen. Eine ausreichende Schmerzbehandlung kann dabei helfen, wieder in Bewegung zu kommen. Bei Nackenschmerzen werden in der Regel sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika wie beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac angewendet. Es gibt sie in unterschiedlichen Darreichungsformen, zum Beispiel als Tabletten zum Einnehmen oder als Gele zum Auftragen auf die Haut. Ein Vorteil der Mittel zur lokalen Anwendung ist, dass diese seltener Nebenwirkungen haben als Tabletten.
Manchmal werden auch verschreibungspflichtige Schmerzmittel oder Mittel zur Muskelentspannung (sog. Muskelrelaxantien) eingesetzt, wenn der Nacken immer verspannt ist.
Insgesamt sollten Schmerzmittel und Muskelrelaxantien nur kurzfristig zum Einsatz kommen.
Weitere mögliche Behandlungsmaßnahmen sind zum Beispiel:
- Wärme bei Verspannungen
- Kälte bei Nervenreizungen
- Physiotherapie – z. B. Übungen für mehr Beweglichkeit, Massagen, manuelle Therapie
- Kräftigungs- und Dehnübungen bei chronischen Nackenschmerzen: Zu Beginn kann eine Anleitung, z. B. durch einen Physiotherapeuten, sinnvoll sein
- Akupunktur
- Erlernen einer Entspannungsmethode, z. B. progressive Muskelentspannung, autogenes Training
- Verhaltenstherapie bei stress- und angstbedingten Nackenschmerzen
Dos & Don’ts bei chronischen Nackenschmerzen
Nackenschmerzen haben nur selten gefährliche Ursachen. Achten Sie trotzdem auf Warnzeichen wie Nackensteifigkeit mit einhergehendem Fieber, Kribbelgefühle oder Lähmungserscheinungen. Denn diese müssen rasch ärztlich abgeklärt werden.